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Berufsbild
Die Pneumologie ist ein sehr weites Feld,
es ist für jeden etwas dabei!
Dr. Christoph Fisser
Das erwartet Sie in der Pneumologie
Die Pneumologie setzt sich mit allen Aspekten der Atmung und des Atmungsapparats sowie der Verarbeitung von Atemluft im Körper auseinander. Die Krankheitsbilder reichen von Krebserkrankungen (Onkologie) über chronische Lungenentzündungen (COPD) und Tuberkulose bis zu angeborenen oder erworbenen Atemstörungen wie Asthma. Auch ist die Thoraxchirurgie ein Teilbereich der Pneumologie. Zusätzlich kommen in der Pädiatrie oder in der Sportmedizin Pneumologen zum Einsatz – immer dann, wenn es um Aspekte der Atemwege geht.
In der Patientenversorgung
Aufgrund der Bandbreite der zu behandelnden Erkrankungen haben Pneumologen ein ebenso breites Spektrum an Patienten zu erwarten. Angeborene Atemwegserkrankungen wie Asthma werden bereits nach der Diagnose, z. B. im Kleinkindalter, behandelt; Pneumonien kommen dagegen verstärkt in der Altersgruppe 60+ vor. Darüber hinaus beschreibt das Robert Koch-Institut in seinem Bericht „Gesundheitliche Ungleichheit in verschiedenen Lebensphasen” (2017) eindrücklich, wie Tabak- und Alkoholkonsum mit niedrigerem Sozialstatus korrespondieren.
Grundsätzlich ist die Patientenstruktur abhängig vom Aufgabenspektrum und dieses wiederum davon, ob man in der Forschung, an einem spezialisierten Lungenzentrum, auf einer pneumologischen Station in einer Universitätsklinik oder als niedergelassener Pneumologe oder Kinderarzt tätig ist. Pneumologische Erkrankungen schränken die Lebensqualität der Patienten oftmals ein – was für behandelnde Mediziner bedeutet, dass sie eine ausgeprägte soziale Kompetenz benötigen, um mit Menschen umgehen zu können, die einen hohen Leidensdruck haben.
Wenn Sie sich für die Pneumologie interessieren und wissen möchten, welche Patienten bei welcher Tätigkeit zu erwarten sind, können Sie z. B. im Rahmen der Famulatur oder des Praktischen Jahrs an verschiedenen Abteilungen im Krankenhaus oder bei niedergelassenen Pneumologen Erfahrungen sammeln.
In der Forschung
Neben der breit gefächerten langfristigen und auch akuten Patientenversorgung ist die pneumologische Forschung sowohl aus der Perspektive der Grundlagenforschung als auch aus einem erweiterten Blickwinkel interessant. Seit einigen Jahrzehnten nehmen Umweltfaktoren wie die gesundheitlichen Auswirkungen von Feinstaub immer mehr Raum in der Forschung ein. Die Debatte um die Effekte der Luftverschmutzung in unseren Städten wird unter anderem durch die Forschungsergebnisse von Pneumologen wissenschaftlich unterfüttert und vorangetrieben. Die Verbote von Zigarettenwerbung sind nicht zuletzt auf unzählige Fachpublikationen von Pneumologen zurückzuführen. Heute sind die sogenannten „Heated Tobacco Products“ wie Shishas oder E-Zigaretten ein Forschungsbereich.
Jungen Ärzten und Ärztinnen würde ich empfehlen, an einer Einrichtung mit Forschungsmöglichkeit anzufangen. Die regelmäßige Teilnahme an Kongressen hilft dabei, die Vielfältigkeit des Faches kennenzulernen.
Natascha Sommer
Diese Bandbreite – von Asthma bis zu Viren, von der Patientenversorgung bis zur Bench-to-Bed-Forschung – macht die Pneumologie zu einem der vielfältigsten Fachbereiche in der Inneren Medizin.
Als größte pneumologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum hat die DGP 15 Sektionen und mehrere Taskforces und Arbeitsgruppen, die dieses breite Spektrum spiegeln. Hier werden die neuesten Erkenntnisse aus Forschung und Praxis zusammengetragen, fachlich diskutiert, aufbereitet und weitergegeben. Es werden Publikationen vorbereitet, die Mitglieder sind an der Ausarbeitung von Empfehlungen und Leitlinien beteiligt und prägen die Zukunft der Pneumologie maßgeblich mit.
Pneumologie ist die Lehre der Lungenheilkunde und setzt sich mit allen Aspekten der Atemwege, der Atmung und der Atemluft auseinander. Sowohl in der Patientenversorgung als auch in der Forschung sind Pneumologen beschäftigt.
Spezialisierungen innerhalb der Pneumologie
Wie viele andere Fachbereiche der Medizin bietet auch die Pneumologie verschiedenste Spezialisierungen an. Große Teilbereiche sind folgende:

INFEKTIOLOGISCHE ERKRANKUNGEN
Von Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten (auch Zoonosen): Manchmal gleicht die Tätigkeit in dieser Spezialisierung einem kniffeligen Rätsel: Was war der Verursacher, war der Patient vielleicht in den Tropen unterwegs, welcher Wirkstoff ist nötig? Die Verknüpfung von Laboraufgaben mit Patientenversorgung ist ein wichtiger Aspekt der Tätigkeit – und damit verbunden der notwendige Forschergeist und lebenslanger Lernwille, um mit der rasanten Entwicklung des Wissens Schritt zu halten. Der historische Ausgangspunkt der Lungenheilkunde, die Tuberkulose, ist eine dieser infektiologischen Erkrankungen. Lange Zeit waren die TB-Fallzahlen in Deutschland sehr niedrig. In den letzten Jahren steigen sie wieder leicht an – was mit dem Anwachsen des Reiseverkehrs und mit Migrationsbewegungen, aber auch mit der Zunahme von resistenten Tuberkulosebakterien erklärt wird.

PÄDIATRISCHE PNEUMOLOGIE
Pneumologie bei Kleinkindern und Kindern ist keine miniaturisierte Version der Erwachsenenpneumologie. Kinder und Kleinkinder haben nicht nur andere Krankheiten – sie brauchen auch eine speziell auf ihre medizinischen und psychischen Bedürfnisse eingehende Versorgung. Diese Versorgung übernimmt meist ein ganzes Team aus Kinderkrankenschwestern, Physiotherapeuten, Psychologen, Atmungstherapeuten, Ernährungs- und Diabetesberatern und anderen Berufsgruppen, die sich auf die besonderen Belange von Kindern und Jugendlichen spezialisiert haben. So ist beispielsweise bei einer Untersuchung wie der Lungenfunktionsuntersuchung die aktive Kooperation von Kindern und kleinen Kindern nötig. Diese Mitarbeit zu gewinnen erfordert besonders viel Fingerspitzengefühl, Geduld und Empathie.
Wie in der Pädiatrie müssen Sie damit umgehen können, dass Ihre Patienten nur begrenzt selbst entscheiden können.

INTENSIV- UND BEATMUNGSMEDIZIN
Ein Großteil der Patienten, die auf internistischen Intensivstationen behandelt werden, leidet unter Beeinträchtigungen der Atmung und Störungen der Lungenfunktion. Bei Auftreten eines Atmungsversagens kommt der Beatmung – sei es in invasiver oder in nicht-invasiver Form – eine existenzielle Bedeutung zu. In der Intensiv- und Beatmungsmedizin geht es häufig um schnelles Handeln. Dies setzt eine hohe Stressresistenz voraus und auch die Fähigkeit, mit dem Verlust von Patienten umgehen zu können. Neben den lebenserhaltenden Maßnahmen spielt die Beatmungsentwöhnung (Weaning) eine wichtige Rolle bei langfristig beatmeten Patienten. Das Weaning ist oftmals einer der ersten Schritte für Patienten zurück in ein selbstbestimmtes Leben.

SCHLAFMEDIZIN
Schlaf ist für regenerative Prozesse im Organismus immens wichtig. Die physiologischen Grundlagen der Atmung im Wachzustand und im Schlaf sind unterschiedlich. Wie bedeutend diese Unterschiede sind, machten erst in den letzten Jahren Untersuchungen immer klarer. Viele Lungenerkrankungen bewirken eine Verschlechterung des Schlafs und damit auch eine Verminderung der Lebensqualität und eine Beeinträchtigung der Immunabwehr. So können die schlafbezogenen Atmungsstörungen, vor allem die obstruktive Schlafapnoe, fast schon als Volkskrankheiten betrachtet werden. Sie gehen mit gravierenden Symptomen am Tag einher und können zu kardiovaskulären Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. In der Schlafmedizin forschen und arbeiten Sie häufig mit Patienten, die überglücklich sind endlich mal wieder durchzuschlafen, und treffen häufig auf ebenso glückliche Lebensgefährten.

PNEUMOLOGISCHE ONKOLOGIE
Noch immer gehört Lungenkrebs zu den bösartigsten Tumoren überhaupt. Gerade in den letzten Jahren gab es wichtige Fortschritte bei der differenzierten Diagnostik und Behandlung des oft tödlichen Bronchialkarzinoms, einem der klassischen Krankheitsbilder der Pneumologie, mit dem Ärzte immer wieder konfrontiert sind. Die rasche wissenschaftliche und therapeutische Entwicklung in der pneumologischen Onkologie prägt die Tätigkeit in dieser Spezialisierung und setzt die Bereitschaft zu intensivem lebenslangen Lernen voraus. In der Onkologie ist die psychische Belastung ein Thema, dessen Sie sich bewusst sein müssen. Freude und Trauer liegen eng beieinander, und so bieten erste onkologische Stationen bereits psychologische Hilfestellungen für das Personal an. Gerade End-of-Live-Entscheidungen können belasten. Andererseits gibt es sehr erfüllende Momente, wenn (was immer häufiger vorkommt) eine Behandlung gut anspricht und gemeinsam mit den Patienten der Lungenkrebs eingedämmt oder besiegt wird.
Noch mehr Input nötig zu Spezialisierungen in der Pneumologie? Hier finden Sie die 15 Sektionen der DGP mit kurzen Beschreibungen der jeweiligen Themen.
Angestellt oder niedergelassen – Optionen in der Pneumologie
Sowohl als Angestellte oder Partner in niedergelassenen Praxen als auch in Spezialkrankenhäusern, Reha-Kliniken, bei Maximalversorgern oder regionalen Krankenhäusern werden Pneumologen tätig. Auch die Selbstständigkeit ist eine gute Option. Die häufig langfristige Patientenbetreuung in niedergelassenen Praxen bietet Planbarkeit und Sicherheit und macht den Pneumologen zum Begleiter im Leben der betreuten Patienten. Die Tätigkeit im Krankenhaus hängt stark davon ab, in welchem Krankenhaustyp auf welcher Station welche pneumologischen Fälle behandelt werden. Zusätzlich gibt es Mischformen wie Belegärzte: niedergelassene Ärzte, die vertraglich an Kliniken gebunden sind und dort ihre Patienten im Falle eines notwendigen stationären Aufenthalts behandeln. So vielfältig der Beruf des Pneumologen ist, so vielfältig sind die Optionen. Um einen Eindruck zu bekommen, können Sie sich sehr gut auf der Pneumobörse informieren.
Eignung
Aufgrund der vielen verschiedenen Aspekte und Ausrichtungen innerhalb der Pneumologie können wir hier nicht benennen, was genau eine besondere Eignung ausmacht. Die Pneumologie ist einer der Fachbereiche, die von einer sehr starken Vernetzung und vielen Schnittstellen mit anderen Fachgebieten und insbesondere mit der Inneren Medizin geprägt sind. Vielleicht ist daher gerade ein breites Interesse ein Hinweis, dass die Pneumologie das Richtige für Sie sein kann. Weitere Fähigkeiten und Neigungen, die darauf verweisen können, dass sich die Pneumologie für Sie als Spezialisierung in der Inneren Medizin eignen könnte, sind:
- Die Fähigkeit, um die Ecke zu denken, um hinter dem eventuell unspezifischen Symptom die Diagnose und Ursache zu finden.
- Die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen. Dies ist an sich natürlich eine Grundvoraussetzung für die Medizin, aber in dem forschungsintensiven Umfeld mit seinen vielen Schnittstellen zu anderen Spezialisierungen ist der Wissenszuwachs besonders hoch.
- Empathie, Geduld und Ruhe im Umgang mit Patienten ist hilfreich. Patienten mit Lungenerkrankungen sind oft sehr krank und besonderen Belastungen ausgesetzt.
Zukunftsaussichten
Grundsätzlich werden außerhalb der großen universitären Einrichtungen Ärzte gesucht. Die Anzahl der offenen (nicht zu besetzenden) Stellen wächst von Jahr zu Jahr. Davon sind auch die Innere Medizin und die Pneumologie, wenngleich in geringerem Umfang, betroffen.
Die Zunahme der bezahlten Famulaturen und Stipendien in den letzten Jahren spricht dafür, dass dieser Druck auch bei den Krankenhäusern der Regel- oder Grundversorgung sowie bei den Lungenzentren und Schwerpunktkrankenhäusern ankommt.
Rahmenbedingungen






Quelle: Ärztestatistik der Bundesärztekammer zum 31. Dezember 2018
Das Einkommen von Fachärzten richtet sich im Angestelltenverhältnis nach der Position und nach wie vor dem Gender. Dass Frauen in Führungspositionen noch schwächer vertreten sind, schlägt sich auch in den Angaben zum Bruttomonatsverdienst nieder. In der Gesamtsicht bewegt sich der Verdienst von Fachärzten der Inneren Medizin im mittleren Segment.
Die Arbeitszeiten sind laut einer Studie der DGP im Rahmen der Facharztwahl ein wichtiges Kriterium der Entscheidung für oder gegen ein Fachgebiet. Zwar sind die Arbeitszeiten in den verschiedenen Tarif- und Arbeitsverträgen klar niedergelegt, doch sind Überstunden / unbezahlte Überstunden nach wie vor eher die Regel als die Ausnahme. Dazu tragen Grippewellen wie im Winter 2017/2018 genauso bei wie ein Ärztemangel in den Krankenhäusern. Detaillierte, verlässliche Aussagen lassen sich zu den tatsächlichen Arbeitszeiten (Überstunden + unbezahlte Überstunden + Arbeitszeiten) kaum angeben. Jedoch müssen alle Ärzte davon ausgehen, dass mehr Stunden anfallen als im Vertrag stehen. Mediziner in der Patientenversorgung zu sein ist sehr selten ein Nine-to-five-Job. Andererseits hat sich die Situation in den letzten Jahren zum Positiven geändert, mehr Aufmerksamkeit führt auch hier zu einem erhöhten Veränderungsdruck.
Einkommensstrukturen
Krankenhauskonzerne wie Helios, Vivantes, Fresenius oder die Bavaria-Kliniken haben eigene Tarifverträge. Grundsätzlich setzt sich das Gehalt meistens aus folgenden Faktoren zusammen:
- Grundvergütung
- Alter
- Erfahrung
- Sonstige Benefits
- Und dann gibt es natürlich noch Zuschläge für Dienste und Überstunden.
Universitäre Einrichtungen wie die Charité Universitätsmedizin Berlin oder die Kliniken der Technischen Universität München haben ebenfalls Tarifverträge, die an die jeweiligen Verträge des Landes angelehnt sind. Dies bedeutet, dass das Gehalt sich nach Bundesland und Tarifvertrag richtet.
Auch an den Universitäten gibt es neben dem Grundgehalt noch weitere Aspekte, die sich finanziell bemerkbar machen: Alter, Erfahrung, Zuschläge oder sonstige Benefits wie Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr oder kostenfreie Parkplätze.
Es kann also sein, dass zwar die Grundvergütung in einem Land oder an einem Krankenhaus höher ist, dies jedoch durch Dienste und Zuschläge bei einem Krankenhaus mit der niedrigeren Grundvergütung ausgeglichen oder übertroffen wird.
Niedergelassene Ärzte sind Unternehmen, die auf Basis ihrer Patientenscheine nach definierten Sätzen mit den Krankenkassen abrechnen. Hier hängt das Einkommen vom eigenen unternehmerischen Können, der persönlichen Leistungsbereitschaft und von den Vereinbarungen der Kassenärztlichen Vereinigung mit den Kassen ab (Leistungsverzeichnis). Die Bandbreite der Einkommen ist dementsprechend breit.
Als angestellter Pneumologe in einer Praxis ist das Gehalt Verhandlungssache – zumal es durchaus üblich ist, ein Grundgehalt zu zahlen, welches durch die tatsächlich abgerechneten Leistungen ergänzt wird. Hier gibt es keine Tarifverträge und so ist Verhandlungsgeschick nötig.