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Berufsbild

Die Pneumologie ist ein sehr weites Feld,
es ist für jeden etwas dabei!

Dr. Christoph Fisser

Posterpreisträger 2018

Das erwartet Sie in der Pneumologie

Die Pneumologie setzt sich mit allen Aspekten der Atmung und des Atmungs­apparats sowie der Verarbeitung von Atemluft im Körper auseinander. Die Krankheits­bilder reichen von Krebs­erkrankungen (Onkologie) über chronische Lungen­entzündungen (COPD) und Tuberkulose bis zu angeborenen oder erworbenen Atemstörungen wie Asthma. Auch ist die Thorax­chirurgie ein Teilbereich der Pneumologie. Zusätzlich kommen in der Pädiatrie oder in der Sport­medizin Pneumologen zum Einsatz – immer dann, wenn es um Aspekte der Atemwege geht.

In der Patientenversorgung

Aufgrund der Bandbreite der zu behandelnden Erkrankungen haben Pneumologen ein ebenso breites Spektrum an Patienten zu erwarten. Angeborene Atemwegs­erkrankungen wie Asthma werden bereits nach der Diagnose, z. B. im Kleinkindalter, behandelt; Pneumonien kommen dagegen verstärkt in der Altersgruppe 60+ vor. Darüber hinaus beschreibt das Robert Koch-Institut in seinem Bericht „Gesundheitliche Ungleichheit in verschiedenen Lebensphasen” (2017) eindrücklich, wie Tabak- und Alkoholkonsum mit niedrigerem Sozialstatus korrespondieren.
Grundsätzlich ist die Patienten­struktur abhängig vom Aufgabenspektrum und dieses wiederum davon, ob man in der Forschung, an einem spezialisierten Lungenzentrum, auf einer pneumolo­gischen Station in einer Universitäts­klinik oder als niedergelassener Pneumologe oder Kinderarzt tätig ist. Pneumologische Erkrankungen schränken die Lebensqualität der Patienten oftmals ein – was für behandelnde Mediziner bedeutet, dass sie eine ausgeprägte soziale Kompetenz benötigen, um mit Menschen umgehen zu können, die einen hohen Leidensdruck haben. 
Wenn Sie sich für die Pneumologie interessieren und wissen möchten, welche Patienten bei welcher Tätigkeit zu erwarten sind, können Sie z. B. im Rahmen der Famulatur oder des Praktischen Jahrs an verschiedenen Abteilungen im Krankenhaus oder bei nieder­gelassenen Pneumologen Erfahrungen sammeln.

In der Forschung

Neben der breit gefächerten langfristigen und auch akuten Patientenversorgung ist die pneumologische Forschung sowohl aus der Perspektive der Grundlagenforschung als auch aus einem erweiterten Blickwinkel interessant. Seit einigen Jahrzehnten nehmen Umweltfaktoren wie die gesundheitlichen Auswirkungen von Feinstaub immer mehr Raum in der Forschung ein. Die Debatte um die Effekte der Luftverschmutzung in unseren Städten wird unter anderem durch die Forschungsergebnisse von Pneumologen wissenschaftlich unterfüttert und vorangetrieben. Die Verbote von Zigarettenwerbung sind nicht zuletzt auf unzählige Fachpublikationen von Pneumologen zurückzuführen. Heute sind die sogenannten „Heated Tobacco Products“ wie Shishas oder E-Zigaretten ein Forschungsbereich.

Jungen Ärzten und Ärztinnen würde ich empfehlen, an einer Einrichtung mit Forschungsmöglichkeit anzufangen. Die regelmäßige Teilnahme an Kongressen hilft dabei, die Vielfältigkeit des Faches kennenzulernen.
Natascha Sommer

Forschungspreisträgerin 2018

Diese Bandbreite – von Asthma bis zu Viren, von der Patientenversorgung bis zur Bench-to-Bed-Forschung – macht die Pneumologie zu einem der vielfältigsten Fachbereiche in der Inneren Medizin. 
Als größte pneumologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum hat die DGP 15 Sektionen und mehrere Taskforces und Arbeitsgruppen, die dieses breite Spektrum spiegeln. Hier werden die neuesten Erkenntnisse aus Forschung und Praxis zusammengetragen, fachlich diskutiert, aufbereitet und weitergegeben. Es werden Publikationen vorbereitet, die Mitglieder sind an der Ausarbeitung von Empfehlungen und Leitlinien beteiligt und prägen die Zukunft der Pneumologie maßgeblich mit.

KURZ GESAGT

Pneumologie ist die Lehre der Lungenheilkunde und setzt sich mit allen Aspekten der Atemwege, der Atmung und der Atemluft auseinander. Sowohl in der Patientenversorgung als auch in der Forschung sind Pneumologen beschäftigt. 

Spezialisierungen innerhalb der Pneumologie

Wie viele andere Fachbereiche der Medizin bietet auch die Pneumologie verschiedenste Spezialisierungen an. Große Teilbereiche sind folgende:

INFEKTIOLOGISCHE ERKRANKUNGEN

Von Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten (auch Zoonosen): Manchmal gleicht die Tätigkeit in dieser Spezialisierung einem kniffeligen Rätsel: Was war der Verursacher, war der Patient vielleicht in den Tropen unterwegs, welcher Wirkstoff ist nötig? Die Verknüpfung von Laboraufgaben mit Patienten­versorgung ist ein wichtiger Aspekt der Tätigkeit – und damit verbunden der notwendige Forschergeist und lebenslanger Lernwille, um mit der rasanten Entwicklung des Wissens Schritt zu halten. Der historische Ausgangs­punkt der Lungen­heil­kunde, die Tuberkulose, ist eine dieser infektio­logischen Erkrankungen. Lange Zeit waren die TB-Fallzahlen in Deutschland sehr niedrig. In den letzten Jahren steigen sie wieder leicht an – was mit dem Anwachsen des Reiseverkehrs und mit Migrations­bewegungen, aber auch mit der Zunahme von resistenten Tuberkulose­bakterien erklärt wird.

PÄDIATRISCHE PNEUMOLOGIE

Pneumologie bei Kleinkindern und Kindern ist keine miniatu­risierte Version der Erwachsenen­pneumologie. Kinder und Kleinkinder haben nicht nur andere Krankheiten – sie brauchen auch eine speziell auf ihre medizinischen und psychischen Bedürfnisse eingehende Versorgung. Diese Versorgung übernimmt meist ein ganzes Team aus Kinder­kranken­schwestern, Physio­therapeuten, Psychologen, Atmungs­therapeuten, Ernährungs- und Diabetes­beratern und anderen Berufsgruppen, die sich auf die besonderen Belange von Kindern und Jugendlichen spezialisiert haben. So ist beispielsweise bei einer Untersuchung wie der Lungen­funktions­untersuchung die aktive Kooperation von Kindern und kleinen Kindern nötig. Diese Mitarbeit zu gewinnen erfordert besonders viel Finger­spitzen­gefühl, Geduld und Empathie. 
Wie in der Pädiatrie müssen Sie damit umgehen können, dass Ihre Patienten nur begrenzt selbst entscheiden können. 

INTENSIV- UND BEATMUNGSMEDIZIN

Ein Großteil der Patienten, die auf internistischen Intensiv­stationen behandelt werden, leidet unter Beeinträchti­gungen der Atmung und Störungen der Lungen­funktion. Bei Auftreten eines Atmungs­versagens kommt der Beatmung – sei es in invasiver oder in nicht-invasiver Form – eine existenzielle Bedeutung zu. In der Intensiv- und Beatmungs­medizin geht es häufig um schnelles Handeln. Dies setzt eine hohe Stress­resistenz voraus und auch die Fähigkeit, mit dem Verlust von Patienten umgehen zu können. Neben den lebens­erhaltenden Maßnahmen spielt die Beatmungs­entwöhnung (Weaning) eine wichtige Rolle bei langfristig beatmeten Patienten. Das Weaning ist oftmals einer der ersten Schritte für Patienten zurück in ein selbst­bestimmtes Leben. 

SCHLAFMEDIZIN

Schlaf ist für regenerative Prozesse im Organismus immens wichtig. Die physio­logischen Grundlagen der Atmung im Wach­zustand und im Schlaf sind unter­schiedlich. Wie bedeutend diese Unterschiede sind, machten erst in den letzten Jahren Unter­suchungen immer klarer. Viele Lungen­erkrankungen bewirken eine Verschlechterung des Schlafs und damit auch eine Verminderung der Lebens­qualität und eine Beeinträch­tigung der Immun­abwehr. So können die schlaf­bezogenen Atmungs­störungen, vor allem die obstruktive Schlafapnoe, fast schon als Volks­krank­heiten betrachtet werden. Sie gehen mit gravierenden Symptomen am Tag einher und können zu kardio­vaskulären Folge­erkrankungen wie Blut­hochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. In der Schlafmedizin forschen und arbeiten Sie häufig mit Patienten, die überglücklich sind endlich mal wieder durchzuschlafen, und treffen häufig auf ebenso glückliche Lebensgefährten.

PNEUMOLOGISCHE ONKOLOGIE

Noch immer gehört Lungen­krebs zu den bösartigsten Tumoren überhaupt. Gerade in den letzten Jahren gab es wichtige Fortschritte bei der differenzierten Diagnostik und Behandlung des oft tödlichen Bronchial­karzinoms, einem der klassischen Krankheits­bilder der Pneumologie, mit dem Ärzte immer wieder konfrontiert sind. Die rasche wissen­schaftliche und therapeutische Entwicklung in der pneumo­logischen Onkologie prägt die Tätigkeit in dieser Spezialisierung und setzt die Bereitschaft zu intensivem lebenslangen Lernen voraus. In der Onkologie ist die psychische Belastung ein Thema, dessen Sie sich bewusst sein müssen. Freude und Trauer liegen eng beieinander, und so bieten erste onkologische Stationen bereits psychologische Hilfe­stellungen für das Personal an. Gerade End-of-Live-Entscheidungen können belasten. Anderer­seits gibt es sehr erfüllende Momente, wenn (was immer häufiger vorkommt) eine Behandlung gut anspricht und gemeinsam mit den Patienten der Lungenkrebs eingedämmt oder besiegt wird.


Noch mehr Input nötig zu Spezialisierungen in der Pneumologie? Hier finden Sie die 15 Sektionen der DGP mit kurzen Beschreibungen der jeweiligen Themen. 

 

Angestellt oder niedergelassen – Optionen in der Pneumologie

Sowohl als Angestellte oder Partner in nieder­gelassenen Praxen als auch in Spezial­kranken­häusern, Reha-Kliniken, bei Maximal­versorgern oder regionalen Kranken­häusern werden Pneumologen tätig. Auch die Selbst­ständigkeit ist eine gute Option. Die häufig langfristige Patienten­betreuung in nieder­­gelassenen Praxen bietet Planbarkeit und Sicherheit und macht den Pneumologen zum Begleiter im Leben der betreuten Patienten. Die Tätigkeit im Kranken­haus hängt stark davon ab, in welchem Kranken­haustyp auf welcher Station welche pneumo­logischen Fälle behandelt werden. Zusätzlich gibt es Misch­formen wie Belegärzte: niedergelassene Ärzte, die vertraglich an Kliniken gebunden sind und dort ihre Patienten im Falle eines notwendigen stationären Aufen­thalts behandeln. So vielfältig der Beruf des Pneumologen ist, so vielfältig sind die Optionen. Um einen Eindruck zu bekommen, können Sie sich sehr gut auf der Pneumobörse informieren. 

 

Eignung

Aufgrund der vielen verschie­denen Aspekte und Ausrich­tungen innerhalb der Pneumologie können wir hier nicht benennen, was genau eine besondere Eignung ausmacht. Die Pneumologie ist einer der Fachbereiche, die von einer sehr starken Vernetzung und vielen Schnitt­stellen mit anderen Fach­gebieten und insbesondere mit der Inneren Medizin geprägt sind. Vielleicht ist daher gerade ein breites Interesse ein Hinweis, dass die Pneumologie das Richtige für Sie sein kann. Weitere Fähig­keiten und Neigungen, die darauf verweisen können, dass sich die Pneumologie für Sie als Speziali­sierung in der Inneren Medizin eignen könnte, sind: 

  • Die Fähigkeit, um die Ecke zu denken, um hinter dem eventuell unspezifischen Symptom die Diagnose und Ursache zu finden.
  • Die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen. Dies ist an sich natürlich eine Grund­voraussetzung für die Medizin, aber in dem forschungs­intensiven Umfeld mit seinen vielen Schnitt­stellen zu anderen Speziali­sierungen ist der Wissens­zuwachs besonders hoch.
  • Empathie, Geduld und Ruhe im Umgang mit Patienten ist hilfreich. Patienten mit Lungen­erkrankungen sind oft sehr krank und besonderen Belastungen ausgesetzt.

Zukunftsaussichten

Grundsätzlich werden außerhalb der großen universi­tären Einrichtungen Ärzte gesucht. Die Anzahl der offenen (nicht zu besetzenden) Stellen wächst von Jahr zu Jahr. Davon sind auch die Innere Medizin und die Pneumologie, wenngleich in geringerem Umfang, betroffen.
Die Zunahme der bezahlten Famulaturen und Stipendien in den letzten Jahren spricht dafür, dass dieser Druck auch bei den Kranken­häusern der Regel- oder Grund­versor­gung sowie bei den Lungen­zentren und Schwer­punkt­kranken­häusern ankommt. 
 

 

Rahmenbedingungen

Quelle: Ärztestatistik der Bundesärztekammer zum 31. Dezember 2018

 

 

Das Einkommen von Fach­ärzten richtet sich im Angestellten­verhältnis nach der Position und nach wie vor dem Gender. Dass Frauen in Führungs­positionen noch schwächer vertreten sind, schlägt sich auch in den Angaben zum Brutto­monats­verdienst nieder. In der Gesamt­sicht bewegt sich der Verdienst von Fachärzten der Inneren Medizin im mittleren Segment. 

Die Arbeitszeiten sind laut einer Studie der DGP im Rahmen der Facharztwahl ein wichtiges Kriterium der Entscheidung für oder gegen ein Fachgebiet. Zwar sind die Arbeitszeiten in den verschiedenen Tarif- und Arbeitsverträgen klar niedergelegt, doch sind Überstunden / unbezahlte Überstunden nach wie vor eher die Regel als die Ausnahme. Dazu tragen Grippewellen wie im Winter 2017/2018 genauso bei wie ein Ärztemangel in den Krankenhäusern. Detaillierte, verlässliche Aussagen lassen sich zu den tatsächlichen Arbeitszeiten (Überstunden + unbezahlte Überstunden + Arbeitszeiten) kaum angeben. Jedoch müssen alle Ärzte davon ausgehen, dass mehr Stunden anfallen als im Vertrag stehen. Mediziner in der Patientenversorgung zu sein ist sehr selten ein Nine-to-five-Job. Andererseits hat sich die Situation in den letzten Jahren zum Positiven geändert, mehr Aufmerksamkeit führt auch hier zu einem erhöhten Veränderungsdruck. 

 

Einkommensstrukturen

Krankenhauskonzerne wie Helios, Vivantes, Fresenius oder die Bavaria-Kliniken haben eigene Tarifverträge. Grundsätzlich setzt sich das Gehalt meistens aus folgenden Faktoren zusammen: 

  • Grundvergütung 
  • Alter
  • Erfahrung
  • Sonstige Benefits
  • Und dann gibt es natürlich noch Zuschläge für Dienste und Überstunden.
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Tarifverträge für den Ärztlichen Dienst bei Helios

Marburger Bund Tarifverträge – Berlin Brandenburg

Universitäre Einrichtungen wie die Charité Universitäts­medizin Berlin oder die Kliniken der Technischen Universität München haben ebenfalls Tarif­verträge, die an die jeweiligen Verträge des Landes angelehnt sind. Dies bedeutet, dass das Gehalt sich nach Bundes­land und Tarif­vertrag richtet. 
Auch an den Universitäten gibt es neben dem Grund­gehalt noch weitere Aspekte, die sich finanziell bemerkbar machen: Alter, Erfahrung, Zuschläge oder sonstige Benefits wie Fahr­karten für den öffentlichen Nah­verkehr oder kosten­freie Park­plätze. 

Es kann also sein, dass zwar die Grund­vergütung in einem Land oder an einem Kranken­haus höher ist, dies jedoch durch Dienste und Zuschläge bei einem Kranken­haus mit der niedrigeren Grund­vergütung ausge­glichen oder übertroffen wird. 

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Tarifverträge für die Charité-Universitätsmedizin

Tarifinfos Universitätsklinikum Tübingen

Tarifinfos zum Manteltarifvertrag Universitätsklinikum Heidelberg

Niedergelassene Ärzte sind Unter­nehmen, die auf Basis ihrer Patienten­scheine nach definierten Sätzen mit den Kranken­kassen abrechnen. Hier hängt das Einkommen vom eigenen unter­nehmerischen Können, der persönlichen Leistungs­bereit­schaft und von den Verein­barungen der Kassen­ärztlichen Vereinigung mit den Kassen ab (Leistungs­verzeichnis). Die Bandbreite der Einkommen ist dement­sprechend breit. 
Als angestellter Pneumologe in einer Praxis ist das Gehalt Verhandlungs­sache – zumal es durchaus üblich ist, ein Grund­gehalt zu zahlen, welches durch die tatsächlich abgerechneten Leistungen ergänzt wird. Hier gibt es keine Tarif­verträge und so ist Verhandlungs­geschick nötig.